Die gelungene Theatercollage "Grenzspannung" von Renate Aichinger ist noch bis Samstag im Wiener Werk zu sehen.

LETZTES UPDATE AM 05.12.2011, 08:42


Wie es der Zufall so will, wird das Wort Partisanenstück derzeit vor allem mit Peter Handkes "Immer noch Sturm" assoziiert. Doch auch in "Grenzspannung" wird der Widerstand der Kärntner Slowenen gegen die Nazis thematisiert. Ganz anders, aber durchaus gelungen. Fünf Theaterstücke von fünf jungen Autoren, die den Begriff "Grenzen" thematisiert haben, hat Regisseurin Renate Aichinger hier zu einem kompakten Stück verwoben. Sie alle gehören dem Kunstkollektiv Special Symbiosis an, so wie auch der Ö1 Literaturpreisträger Martin Mittersteiner, ebenfalls Autor von einem der Stücke. Der Abend beginnt gleich mit einer klaren Grenzüberschreitung, für die einer der Schauspieler verantwortlich ist. Doch mehr wird an dieser Stelle einmal nicht verraten… 


Mal ist es der sinnlose - obwohl von außen gesehen nicht ganz unlustige - Alltag von drei Grenzsoldaten, mal die Barrieren im Kopf oder Adam und Eva, die versuchen wieder ins Paradies zurückzukehren. Dazu kommt ein gelungener Stummfilm in Schwarz-Weiß, der die angespannte Stimmung aufgrund der schweren Thematik etwas auflockert. In dem letzten Stück trifft ein junger Mann (Corinna Pumm in einer Hosenrolle), der sich im Zweiten Weltkrieg den Nazis angeschlossen hat, auf Familienmitglieder, die mittlerweile auf der Seite der Kärntner Partisanen (Sandra Pascal und Markus Schöttl) stehen. Unüberbrückbare Konflikte und ein unschuldiger Toter sind das Ergebnis. Eine ausweglose Situation, in der es nur Verlierer gibt, wird vom Schauspieler-Trio gelungen umgesetzt. Zurück bleibt ein Gefühl der Beklemmung und der Hilflosigkeit. Zum Glück folgt noch ein zweiter Teil des unterhaltsamen Stummfilms.


In rasantem Tempo switchen die drei Schauspieler zwischen Theaterdeutsch, Wienerisch und Kärntnerisch und bringen auch noch eine Kritik am Theaterbetrieb unterhaltsam unter.

Nach einer erfolgreichen Österreich-Tour durch Villach, Klagenfurt und Haag ist "Grenzspannung" nun in Wien zu sehen. Letzte Vorstellungen: 18. und 19.11., 20 Uhr, im Werk (Neulerchenfelderstrasse 6-8, 1160 Wien)


Reservierung: 0680/3303670, reservierung@special-symbiosis.at

Artikel vom 16.11.2011 17:00 | KURIER | Stella Reinhold